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Kann ein Medium auch ein Privatdetektiv sein?

In meiner Praxis erlebe ich es hin und wieder, dass ich gebeten werde, etwas über einen anderen Menschen herauszufinden. Ein kürzlich geführter E-Mail-Wechsel bewegt mich dazu, mir ein paar Gedanken zu machen und diese auch mal zu „Papier“ zu bringen: ist es ok, etwas über eine dritte Person die nicht anwesend ist, in Erfahrung zu bringen? Wenn ja, wo ist die ethische Grenze? Ich definiere jetzt mal für mich selbst und meine Praxis anhand ein zwei Fallbeispielen:

Eine Bekannt rief mich an. Sie war sehr besorgt um Ihren Sohn, der während eines Streits mit einer dritten Person so ausser sich war, dass er abgehauen ist. Sie hatte riesige Angst, dass im etwas passiert ist und möchte wissen, ob alles in Ordnung ist, wo er ist und natürlich auch, ob er wieder zurück kommt.

Natürlich helfe ich da. Ich fühle mich ein, wie es ihm im Moment geht und nehme Bilder wahr, die etwas über seinen Aufenthaltsort sagen können. Was ich wahrnahm: der junge Mann war während des Streits fürchterlich aufgeregt, hat sich in einer Sackgasse gesehen und ist geflüchtet, er hat bei einem Freund Unterschlupf gefunden und eine Runde geschlafen. Ich war mir sicher, er würde wieder auftauchen, sobald er sich beruhigt hat und das es ihm ansonsten gut ginge. Die Mutter war zwar immer noch besorgt, es ging ihr aber besser und etwa fünf Stunden später bekam ich eine SMS die sagte, der Sohn sei wieder da, nachdem er bei einem Freuden eine Runde auf der Couch geschlafen hatte. Es sei wieder alles in Ordnung.

Für mich war es schön und wichtig, der Mutter zu helfen. Ich kenne einige Medien, die immer mal wieder halfen, wenn es um vermisste Kinder oder auch Erwachsene ging. Sie können sie zwar nicht unbedingt aufspüren, aber doch wahrnehmen, ob sie soweit in Ordnung sind. So zu arbeiten ist für mich persönlich ok und auch wenn ich etwas von einer dritten Person wahrnehme überschreite ich für mich keine ethische Grenze.
Überhaupt helfe ich gerne Eltern, ihre Kinder besser zu verstehen, damit sie ihre Kinder noch besser auf ihrem Weg unterstützen können. Ich trample aber dabei nicht in der Privatsphäre des Kindes rum, sondern schaue, was der Beziehung noch zuträglich wäre oder wo sind die Stärken des Kindes, damit man es noch besser unterstützen kann.

Immer wieder erreichen mich E-Mails, meist von Frauen, die noch einer alten Beziehung nachtrauern. Bei genauerem Nachfragen kommt dann meist heraus, dass sie wissen möchten, ob ihr Ex noch an sie denkt oder auch möchte, dass man die Beziehung nochmals aufleben lässt.

Ich habe sehr viel Verständnis dafür, dass man nach einem Beziehungsende leidet und dass man auch eine Zeit brauch, um wieder bei sich zu sein und nach vorne schauen zu können. Meine persönliche Ethik verbietet es mir aber, in den Angelegenheiten Dritter herumzuschnüffeln.

Was man in so einem Fall sicher anschauen kann ist: wie war die Dynamik in einer Beziehung, gab es Karma, das gelöst oder vielleicht sogar aufgebaut wurde und gibt es Muster, die immer wieder zu ähnlichen Begegnungen und Beziehungsarten führen. Mit den eigenen Mustern und dem Verständnis für die Beziehung und was zum Ende geführt hat, kann dann oft auch ein Abschluss gefunden werden und mit dem Erkennen und Lösen der eigenen Muster hoffentlich auch eine neue, glücklichere Beziehung gefunden werden.

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